Dem Ortolan auf der Spur

Klasse 6c erkundet einen Charaktervogel des Landkreises Kitzingen

Der Ortolan ist ein Vogel, für den der Landkreis Kitzingen eine besondere Verantwortung trägt. In Bayern gibt es nur noch einige Hundert Exemplare, ein Schwerpunkt ist unser Landkreis. Der kleine Ammernvogel stellt ganz spezielle Ansprüche an seinen Lebensraum: Es muss warm und trocken sein, der Boden wasserdurchlässig, die Feldfrüchte dürfen nicht zu dicht und zu hoch stehen und müssen auf kleiner Fläche häufig wechseln. Dazu benötigt der bodenbrütende Vogel Bäume von Streuobstfeldern, Waldrändern oder Windschutzhecken als Singwarten. Solche Strukturen gibt es in der heutigen Landwirtschaft nicht mehr, es sei denn, der Staat hilft mit Fördergeldern nach so wie in einer Teilflur von Willanzheim. Die Gründe für den stetigen Rückgang sind jedoch nicht nur in der industrialisierten Landwirtschaft zu suchen, sondern auch bei den Jagd- und Essgewohnheiten einiger südeuropäischer Länder und Frankreichs. Diese sind nämlich immer noch nicht bereit, auf den massenhaften Vogelmord zu verzichten.

Die Situation um den kleinen Sänger war Anlass für die Klasse 6c und ihren Biologielehrer Ottmar Deppisch, sich im Unterricht länger mit dem so selten gewordenen Vogel zu beschäftigen. Dazu startete man außerdem am 14. Mai eine Exkursion nach Willanzheim, wo ein Verbreitungsschwerpunkt innerhalb des Landkreises liegt. Ausgerüstet mit Ferngläsern und Spektiven und in Begleitung der beiden Fachfrauen Dagmar Kobbeloer und Johanna Sieger vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) machten sich die Schüler auf die Suche nach dem Ortolan. Und tatsächlich wurde man schnell fündig. Während zunächst nur der Gesang der männlichen Tiere zu hören war, gelang es später mit einiger Übung auch, die Tiere vor die Objektive zu bekommen. Die Schüler zeigten sich erstaunt über die Farbenpracht der Männchen und deren melodischen Gesang.

Ganz nebenbei gaben sich auch zwei heimische Verwandte des Ortolans, nämlich die Goldammer und die Grauammer, sowohl optisch als auch akustisch zu erkennen. Besonders beeindruckte die Kinder der Balzflug des Baumpiepers. Und auch der Anblick eines Neuntöters rief bei einigen Schülern Erstaunen hervor. Trotz nicht ganz so warmer Witterung war der Ausflug somit ein voller Erfolg.
O. Deppisch