Der letzte Bissen

An einem diesigen Dezembernachmittag fanden sich ein paar unerschrockene und neugierige Schülerinnen und Schüler im Werkraum zusammen, um gemeinsam mit Herrn Pasurka ein Reh zu zerwirken.

Das erlegte Reh, auf Nachfrage 14 Kilo schwer, lag in einem grünen Plastikbehälter. Sofort fiel mir der Zweig im Maul des Tieres auf und Herr Pasurka erklärte, dass dies der so genannte „Letzte Bissen“ sei, ein unbearbeiteter Zweig, der dem erlegten Wild quer in das Maul gelegt wird. Dies symbolisiert die letzte Mahlzeit vor dem Tod. Der Letzte Bissen ist somit eine Form der Respektbezeugung gegenüber dem gestreckten Wild.

Nachdem Herr Pasurka das 14 Kilo schwere Tier an den Hinterläufen mithilfe von zwei Haken aufgehängt hatte, zeigte er uns, wie das Fell des Tieres, die so genannte Decke, abgezogen wird. Dafür fasste er immer direkt hinter dem Punkt, wo Decke und Fleisch verbunden sind, an und zog die Decke nun immer wieder ein bisschen herunter. Das ging erstaunlicherweise recht einfach, auf jeden Fall sah es bei Herrn Pasurka so aus.

 

Anschließend ging es ans grobe Zerwirken, das mit dem Absetzen der Vorderläufe eingeleitet wurde. Danach folgte das Abtrennen des Kopfes, was unter der tatkräftigen Unterstützung der unerschrockenen Mädels von Statten ging. Mit der Zange wurden nun von Alexis unter der Anleitung Herrn Pasurkas die Rippen abgetrennt.

 

Auch das Einschussloch wurde großzügig ausgeschnitten, um schussbedingte Bleirückstände zu entfernen. Herr Pasurka erklärte, dass moderne Jagdbüchsengeschosse das Wild möglichst schlagartig töten sollen. Dies wird einerseits durch die hohe Geschwindigkeit der Projektile und andererseits durch verschiedene Geschoßkonstruktionen erreicht, die ihren Querschnitt nach Auftreffen auf den Wildkörper meist schnell vergrößern und damit einen Großteil der Geschossenergie an den Tierkörper abgeben. Diese massive Energieabgabe verursacht eine Schockwelle. Die Schockwelle verursacht ein Herzkammerflimmern und dieses meist gemeinsam mit schweren Organverletzungen und Blutverlusten den schnellen Tod.

Nun werden nach dem Absetzen des Rückens vor dem Becken mit dem Messer werden noch die beiden Schlegel vom Becken gelöst.Von einem Reh mit ca. 14 kg Jagdgewicht bleibt nach dem Zerwirken nur mehr rund die Hälfte Wildbret übrig.

Am Ende bin ich sehr dankbar, dass uns Herr Pasurka einen wertvollen Einblick in die faszinierende Welt der Jagd, vor allem in das Zerlegen eines Rehs in seine Einzelteile, gegeben hat. Denn das habe ich bis jetzt noch nie gesehen.

Text: A. Adam; Fotos: E. Anselm